Die Geburtenrate in Deutschland ist die geringste in ganz Europa. Weniger Kinder bedeuten schon heute weniger Wohlstand für unsere Gesellschaft, weniger Kinder werden Unternehmen in Zukunft vor ernsthafte Probleme stellen, was qualifizierte Arbeitskräfte angeht, von den Folgen für die soziale Sicherung ganz zu schweigen.
Viele Menschen erfüllen sich ihren Kinderwunsch nicht. Oft hat das den Grund, dass die Balance zwischen Familie und Beruf nicht klappt. Noch nie gab es eine so gut ausgebildete Frauengeneration wie heute, die selbstbewusst beides fordert: ein erfülltes Familienleben und die gleichberechtigte Teilhabe an der Berufswelt. Der Wahlzwang "Kinder oder Karriere" muss endlich auch in Deutschland der Vergangenheit angehören! Unternehmen, Kommunen, Verbände, die spüren, wo der Trend hin geht, wissen, was dafür notwendig ist: eine flexible und verlässliche Kinderbetreuung, eine Familienbewusste Unternehmenskultur, mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und vieles andere mehr. Wir brauchen eine Familienpolitik für Lebensbedingungen, die den Menschen helfen, ihre Lebensvorstellungen zu verwirklichen.
Praktische Maßnahmen für mehr Familienfreundlichkeit müssen daher auf lokaler Ebene ansetzen. Die Städte profitieren davon: Ein gutes Betreuungsangebot für Kinder, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten für Familien, familienfreundliche Arbeitszeiten und -bedingungen, aber auch kinderfreundliche Busse und Bahnen, preiswertes und kinderfreundliches Wohnen machen die Stadt als Standort für Unternehmen attraktiv. Familienfreundliche Bedingungen erleichtern aber auch Familien das "Ja" zum Leben in einer Kommune.
Auch Unternehmen entdecken mehr und mehr den ökonomischen Charme der Familie. Aktuelle Studien und Gutachten belegen, dass eine Familienbewusste Personalpolitik für ein positives Image und eine höhere Motivation bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sorgt. Rein betriebswirtschaftlich gerechnet, stehen den Kosten für familienfreundliche Maßnahmen wesentlich höhere Einsparungen durch geringere Krankenstände, geringere Einarbeitungskosten und bessere Arbeitsleistungen gegenüber. Neben den Kostenvorteilen sichert Familienfreundlichkeit auch qualifizierte Fachkräfte. Vor allem auf das Potenzial gut ausgebildeter Frauen kann die Wirtschaft angesichts des Fachkräftemangels schon heute -trotz hoher Arbeitslosigkeit- nicht mehr verzichten. Eine Familienorientierte Personalpolitik hält jüngere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen -und damit auch ihr Know-how- im Betrieb und spart Kosten für die Personalgewinnung. Eine gelingende Balance von Familie und Beruf liegt im ureigensten Interesse der Unternehmen. Deshalb ist es so wichtig, Unternehmen als Partner lokaler Bündnisse zu gewinnen. Wir können in Kommunen und Unternehmen etwas erreichen, und wir können gemeinsam etwas erreichen. Bündnisse machen Familienfreundlichkeit leichter- deshalb die Initiative Lokale Bündnisse für Familie.
Diese von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt formulierten Gründe zeigen, welchen Stellenwert Familienfreundlichkeit für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und auch unserer Kommune hat.
Die Herdecker SPD folgt daher der Aufforderung von Ministerin Renate Schmidt und ruft auch in Herdecke ein Lokales Bündnis für Familien ins Leben.
Ein erster Schritt dazu war ein Antrag der SPD Fraktion an den Jugendhilfeausschuss, in Herdecke ein solches Bündnis zu gründen.
Gern hätten die Sozialdemokraten einen einstimmigen Beschluss im Jugendhilfeausschuss gesehen. Doch der aufziehende Kommunalwahlkampf warf seine Schatten voraus. Die Herdecker CDU tat sich schwer mit einem Teil der Antragsbegründung, in der es hieß:
Die Erfahrungen der bereits bestehenden Lokalen Bündnisse für Familien zeigen, dass ihr Erfolg entscheidend davon abhängt, dass eine bekannte und allgemein anerkannte Persönlichkeit die Federführung übernimmt.
Der JHA bittet daher Herrn Bürgermeister Koch, das Herdecker Bündnis für Familie ins Leben zu rufen.
Sollte die Herdecker CDU tatsächlich der irrigen Hoffnung sein, nach den Kommunalwahlen könne ein anderer Name hinter der Bezeichnung Bürgermeister stehen?
Nach langer, peinlicher Diskussion und dem Angebot durch Bürgermeister Hans-Werner Koch, doch einfach den Namen Koch im Text zu streichen, konnte letztendlich auch die CDU dem SPD Antrag zustimmen.
Der Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Herdecke wird nun die politische Sommerpause nutzen, erste Vorbereitungen zur Bündnisgründung zu treffen, so dass nach den Kommunalwahlen in sachlicherer Atmosphäre an diesem an sich doch Parteiübergreifenden Ziel gearbeitet werden kann.