SPD-Bildungspolitikerin diskutiert in Herdecke über neue Schulform

"Das derzeitige Schulsystem ist überholt", fasste SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Stotko die Veranstaltung "Beste Bildung für alle" der Herdecker SPD am Dienstagabend zusammen. Vor allem Lehrerinnen und Lehrer waren in die Aula der Hauptschule gekommen, um mit SPD-Bildungspolitikerin Ute Schäfer Alternativen zu diskutieren.

"Jedes Kind muss sein individuelles Optimum leisten können", das ist Ute Schäfers Anspruch an ein gutes Bildungssystem. Das Nebeneinander von
Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen könne dem aber nicht gerecht werden. Viel zu früh würden die Kinder aufgeteilt und das oft ungerecht, wie die Pisa-Studie herausgefunden habe. "Das Kind eines Facharztes hat größere Chancen, für das Gymnasium beurteilt zu werden, als das Kind eines
Facharbeiters – und das bei gleichen Fähigkeiten!" Und später fände ein Schüleraustausch nur nach unten, in Richtung Hauptschule statt.

Für die ehemalige NRW-Schulministerin Gründe genug, Alternativen zu suchen. Nordrhein-Westfalens SPD diskutiere derzeit die "Gemeinschaftsschule": Eine Ganztagsschule mit mehr Selbstständigkeit, die ihre Schüler erst nach der sechsten Klasse nach ihren Leistungen unterscheidet. "Und das unter einem Dach und mit den gleichen Lehrern, damit es durchlässig bleibt", erklärt die Politikerin. "Modellversuche in Schleswig-Holstein sind sehr gut angenommen worden."

Auch die sinkenden Schülerzahlen sprechen für integrierte Schulen, sagt ein Gast, denn "wie sollen kleine Städte wie Herdecke oder Wetter alle drei Schulformen aufrechterhalten?"

An baldige Lösungen glaubt Ute Schäfer in der Bildung nicht. Zu groß sind die Unterschiede zur CDU/FDP-Regierung. "Viel Bewegung ohne Richtung",
sagt sie zur Bildungspolitik des Landes. Die Sprachtests in den Kindergärten hätten die Kinder überfordert, für Schäfer "ein Feldversuch
mit 180000 Kindern". Und die geplanten Familienzentren? Für sie gebe es
"zu wenig Geld – aber der Name ist gut!"

Doch auch für die Gemeinschaftsschule müsse "mehr Geld ins Bildungssystem", sagt Thomas Stotko. Die SPD rechnet hierfür mit den steigenden Steuereinnahmen des Landes. "Die eine Hälfte sollte man für Entschuldung ausgeben, die andere für die Kleinen", sagt Ute Schäfer.
"Beides sind Zukunftsinvestitionen!"