Viele kritische Fragen der Ausschussmitglieder aber wenig hilfreiche Antworten des Investors gab es in der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Demografie am Mittwoch, als es um die Konzeption einer sogenannten Seniorenresidenz auf dem Westfalia-Gelände ging. Ein falsches Konzept am falschen Ort, das ist die Einschätzung der SPD-Fraktion, die bemängelt, dass die Investor-Planungen statt der ursprünglich genannten und bereits als zu wenig kritisierten 25 Wohneinheiten nun nur noch ganze 10 Wohnungen vorsehen. Hier von einer Seniorenresidenz im Sinne von hochwertigem Wohnen zu sprechen, ist verfehlt, so die Fraktionsvorsitzende Nadja Büteführ. Und der Sprecher der SPD im Ausschuss, Heinz-Willy Barteldrees stellt fest, dass ein reines Pflegeheim mit 80 Betten entstehen soll, dessen Konzept nicht einmal den neuesten Erkenntnissen entspricht.
Nachfragen der SPD zum Qualitätsstandard der Pflegeeinrichtung, zur Höhe der kalkulierten Pflegesätze, zur Art der Arbeitsverträge der Beschäftigten blieben mit dem Hinweis auf die Entscheidungsfreiheit des jeweiligen Betreibers unbeantwortet. Wir versuchen lediglich, ein Gebäude nach hohen Qualitätsstandards zu bauen und anschließend zu vermarkten. Die Konzeption und weitere Details eines Pflegeheims bestimmt letztlich der Betreiber der Einrichtung, so Rudolf Kräling vor dem Ausschuss.
Insbesondere seine Einschätzungen zum finanziellen Nutzen für die Stadt sowie zu Nachfrage und Bedarf an solchen Pflegeplätzen in Herdecke teilt die SPD-Fraktion nicht. Aufgrund der aktuellen Zahlen und der Prognosen sehen wir weder im Kreisgebiet noch in der Stadt Herdecke langfristig einen Bedarf für ein weiteres Pflegeheim. Bereits heute gibt es ein Überangebot an Pflegeplätzen. Und auch der Standort auf dem Westfalia-Gelände ist bzgl. der Lage, der geringen Größe des Grundstücks und der fehlenden Außenanlagen alles andere als optimal für pflegebedürftige Menschen, so Nadja Büteführ. Der in der Sitzung vorgestellte mehrgeschossige Baukörper der geplanten Pflegeeinrichtung erscheint den Ausschussmitgliedern der SPD wie ein blockartiger hoher Zweckbau, der in dieser Form nicht zur Örtlichkeit an der Ruhr passt.
Der allgemeine politische Wille sowie die veränderten Wünsche und Bedürfnisse der älteren Menschen legen eine Abkehr von der klassischen stationären Unterbringung nahe, hin zu alternativen Wohnformen mit ambulanten Pflegekonzepten. Damit ist das vorgestellte Pflegeheim-Projekt nach Ansicht der SPD-Fraktion für die Stadt Herdecke und ihre Bürgerinnen und Bürger weder lukrativ noch zukunftsfähig und somit abzulehnen.