Westfalia: Öffentliche Versammlung der SPD Herdecke

Uli Schwellenberg, Vorsitzender der SPD Herdecke, betonte im Vereinsheim des TSV vor 75 Besuchern, dass die SPD gemeinsam mit ihrem ehemaligen Bürgermeister Hans-Werner Koch über viele Jahre das Projekt „Neues Stadtquartier“ vorangetrieben hat und auch weiterhin positiv bei der Entwicklung des Projekts Westfalia mitwirken möchte. Die Versammlung dient dazu, mit den Bürgerinnen, Bürgern und den Parteimitgliedern eine aktuelle Zwischenbilanz zu ziehen. Er bedauerte es sehr, dass Bürgermeisterin und Investor es abgelehnt haben, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Zunächst stellte der Vorsitzende des Planungsausschusses, Karel Goth, die durch den Investor geplante Bebauung vor. Peter Schlusnus (Umweltausschuss-Vorsitzender) erläuterte den bisherigen Zeitablauf sowie die weiteren Verfahrensschritte des Planverfahrens. In der anschließenden Diskussion äußerten die anwesenden Bürgerinnen und Bürger die Befürchtung, dass die weitere Entwicklung des Projekts ohne eine angemessene Bürgerbeteiligung zu einem übereilten Ende gebracht wird.

Die Werbegemeinschaft Pro Herdecke, vertreten durch die Herren Flamme und Hillebrand, stellte den konkreten Besatz des Einkaufszentrums sowie die Anbindung an das Stadtzentrum in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Dabei unterstrichen sie, dass das neue Angebot nicht in Konkurrenz zum Bestehenden treten darf, sondern sich in Art oder Preisklasse von diesem unterscheiden muss. Eine solche Ergänzung allerdings ist notwendig und daher wünschenswert. Pro Herdecke geht von 3500 verbleibenden m² Einzelhandelsfläche aus und bewertet dies als angemessen. Allgemein kann sich laut Flamme bei richtiger Beteiligung und Einflussnahme ein solches Projekt positiv auf die Herdecker Wirtschaft auswirken. Ein endgültiges Votum zu dem Projekt wird die Werbegemeinschaft erst nach Bekanntgabe des Besatzes abgeben. Ergänzend dazu betonte Hillebrand, dass die Gefahren für den Herdecker Einzelhandel, die durch das neue Einkaufszentrum entstehen können, gesehen werden und durch eine größtmögliche Mitarbeit eliminiert werden sollen.

Anschließend stellten Frank Boberg und Peter Hamann (Aktion Westfalia) die Aktion und deren Einwände gegen die geplante Bebauung in einer Präsentationen vor. Stark kritisiert wurde die Veränderung des Stadtbildes durch die geplanten Bauten. So seien die Ruhr sowie die dazu gehöhrende Aue als Überschwemmungsgebiet, der Viadukt und das Ardeygebirge bei der geplanten Gebäudehöhe nicht mehr in einem angemessenen Maße in das Stadtbild eingebunden. Außerdem wurde festge­stellt, dass die Bebauung nach dem jetzigen Plan das Erreichen der Ruhr erschwere. Kritisch wurden außerdem Methodik und damit Ergebnisse des Einzelhandelsgutachten gesehen. Die anschließende Diskussion unterstützte viele Kritikpunkte der Aktion Westfalia.

Nadja Büteführ, Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, stellte abschließend die Haltung der Fraktion dar. Bereits Ende 2009, als abzusehen war, dass sich kein Investor für die Umsetzung des Masterplans finden würde, forderte die Fraktion die Verwaltung auf, die veränderten Bedingungen zur Kenntnis zu nehmen und darauf mit einem neuen Gesamtkonzept zu reagieren. Nachdem dieser Antrag von Jamaika abgelehnt wurde, orientiert sich nun die Bauleitplanung an den Interessen eines Investors. Kritisch sieht die Fraktion die Zahl der Parkplätze, deren Gesamtfläche die des Mühlencenters übersteigt. Auch die Anbindung der Altstadt an die Ruhr und die Ausdehnung der Bebauung in die Ruhraue hinein bis auf Höhe des Kanuclubs findet nicht die Zustimmung der SPD-Fraktion. Sie plädiert ferner für die Reduzierung um eine Geschosshöhe und sorgt sich wegen der geringen Zahl von Wohnungen um die soziale Kontrolle des Geländes nach Ladenschluss. Die geplante Seniorenresidenz ist einem Pflegeheim mit 80 Plätzen gewichen, für die es mittel­fristig keinen zusätzlichen Bedarf gibt. Eine so konzipierte Einrichtung kann deshalb zu einer Konkurrenz für den GVS werden, der in besonderer Beziehung zur Stadt steht. Und auch die vorgestellte Bauweise des Heims ist für die SPD an dieser exponierten Örtlichkeit inakzeptabel.

Die Fraktionsvorsitzende forderte am Ende ihres Beitrages eine verstärkte Einbindung der Bürger im weiteren Verfahren und eine kritische Auseinandersetzung in der Sache ohne Diffamierung Andersdenkender. Auf dem nächsten Stadtverbandstag, so ergänzte Schwellenberg nach der abschließenden Diskussion, wird sich die Herdecker SPD unter Einbeziehung der Ergebnisse dieser Veranstaltung zum Kräling-Projekt positionieren.