Offener Brief an die Parteivorsitzenden der FDP Herdecke

Herrn Klaus Faeskorn und Herrn Jürgen A. Weber

Guten Tag Herr Faeskorn, guten Tag Herr Weber,

"jetzt reicht es wirklich", das war vermutlich nicht nur meine Reaktion nach der Lektüre des zweiten Leserbriefes von Herrn Weber in der Lokalausgabe am 15. September unter der Überschrift "Realitätsferne und/oder Arroganz".

Dieser Beitrag bildet den vorläufigen Höhepunkt einer Reihe verbaler Entgleisungen seitens Ihrer Partei, die ich als Fraktionsvorsitzende der SPD und als einfaches Ratsmitglied nicht unkommentiert stehen lassen kann.

Ich bin erschrocken und erbost über die Art des Umgangs unter Rats- und Politikkolleginnen und -kollegen und über den mangelnden Respekt sowie die fehlende Wertschätzung, die leider so oft aus Ihren Worten spricht:

• Schon die Aussage Ihres FDP-Fraktionsvorsitzenden, bereits im Rentenalter, mit akademischem Hintergrund sowie einer beträchtlichen Lebens- und Berufserfahrung, der in einer öffentlichen Podiumsdiskussion die ehemalige Regierungspräsidentin und SPD-Bürgermeisterkandidatin als "abgehalfterte Versorgungstante" bezeichnete, hat viele Zuhörerinnen und auch Zeitungsleser im Jahre 2014 schockiert.

• Die Gegenüberstelllung der von Ihnen plakativ beurteilten Qualitäten der beiden Bürgermeisterkandidaten 2015 in Form einer +/-Tabelle auf der letzten Seite Ihrer Postwurfsendung im August war die zweite Anmaßung, die unter Ihrer Verantwortung haushaltsdeckend in Herdecke verteilt wurde. Wie unanständig ist es, einem Kandidaten, den man persönlich kaum kennt, öffentlichkeitswirksam Repräsentationsfähigkeit, Ausstrahlung, Glaubwürdigkeit, Konfliktkompetenz und Souveränität abzusprechen oder diese gering zu schätzen!

• Den erneuten Leserbrief von Herrn Weber dann empfinde ich als unverhältnismäßiges "Nachtreten" auf einen jungen Kandidaten, der bei der Wahl am Sonntag unterlegen ist, im bildlichen Sinne also "am Boden liegt". Von einem "hochnäsigen Auftreten von Partei
und Kandidat" zu reden und die Hälfte der in der Presse zitierten Passage zur Wahlanalyse, die unmittelbar nach Verkünden des Ergebnisses entstand, bewusst zu ignorieren, sei Ihnen überlassen. Aber in Bezug auf einen 30-jährigen SPD-Nachwuchspolitiker, der gerade enorm an Profil gewonnen und einen engagierten Wahlkampf geführt hat, zu formulieren "Von klugen und sensiblen Politikern erwartet man nach einer solch vernichtenden Niederlage einen Rückzug aus dem Geschäft", ist weit neben dem, was guter Stil ist. Und das aus der Feder eines ehemaligen BM-Kandidaten, der für die FDP 2004 antrat und ganze 5 Prozent einheimsen konnte. Was gibt Ihnen, Herr Weber, der Sie bis heute politisch aktiv sind, das Recht, sich so über Herrn Schaberick zu äußern? Wenn Sie aber – warum auch immer – die SPD angreifen wollten, dann sollten Sie m. E. die Auseinandersetzung auf einer anderen Ebene, mit anderen Personen und in anderer Form suchen und sich bei Jan Schaberick entschuldigen.

Fazit:
1. Sie greifen meinen Parteikollegen in diesem Wahlkampf nicht sachlich oder politisch, sondern persönlich und auf verletzende Weise an.

2. Sie schüren durch Ihr Verhalten Politiker- und Politikverdrossenheit – bei den Bürgerinnen und Bürgern sowie bei aktiven, ehrenamtlichen Kommunalpolitikerinnen und -politikern.

Wenn Ihr Verhalten die einzig verbliebene Möglichkeit sein sollte, auf sich und/oder die FDP in Herdecke aufmerksam zu machen, dann bedaure ich das sehr, bin aber nicht willens, das kommentarlos hinzunehmen.

Gruß
Dr. Nadja Büteführ