Eine Veranstaltung der SPD Herdecke am 19.1.19 im Onikon
Zur Datenlage:
Am 19.1.1919 konnten Frauen erstmalig wählen und gewählt werden. Die SPD und engagierte Frauen außerhalb der Sozialdemokratischen Partei hatten sich lange für das Frauenwahlrecht eingesetzt.
Zeit zu erinnern aber auch Zeit konkret vor Ort Bilanz zu ziehen und in die Zukunft zu schauen… Anfang März 1919 war Emma Gräfe von der Liste der USPD, die erste Frau im Herdecker Rat, gefolgt 1920 von Margarete Krebs. Nach der nächsten Wahl war dann Schluss mit der Frauenbeteiligung. 1946 wurden von der britischen Besatzungsbehörde Lina Bösinghaus von der SPD und Emilie Ravenschlag (DP) in die Stadtvertretung geschickt. Erst 1970 wurden wieder Frauen, Leni Sticht und Ingrid Severing von der SPD, in den Rat der Stadt Herdecke gewählt. Also mehr als 45 Jahre wurde keine Frau in den Herdecker Rat gewählt…
Ein paar weitere Zahlen: Bei der ersten Wahl für ein deutsches Parlament betrug der Frauenanteil in der Nationalversammlung nicht einmal 9 %, bei der Bundestagswahl ist der Frauenanteil von 36,5 % auf 31 knapp 31% gesunken.
In Herdecke sind das Bürgermeisteramt und die Stellvertretung weiblich besetzt, doch im Rat sind auch nur knapp ein Drittel Frauen(28,2%) – im Landtag sogar nur 27,2%. Obwohl Frauen die Hälfte der Wahlberechtigten in Deutschland ausmachen, stellen sie auch heute immer noch eine Minderheit in politischen Ämtern.
Der Podiumstalk:
Ins Podium eingeladen wurden SPD-Frauen, die gewählt haben und gewählt wurden: Dr. Nadja Büteführ (MdL für Herdecke/Witten, stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Herdecker Rat), Karin Striepen (stellvertretende Bürgermeisterin in Herdecke und Kreistagsabgeordnete) sowie mit Pia Blothe (Herdecker Juso-Vorsitzende) eine junge Frau, die bei der nächsten Kommunalwahl antreten möchte.
Sie stellten sich und ihre Motivation für das „gewählt werden „– den Gang in die (Kommunal-)Politik vor. Pia Blothe fand ihren Einstieg über das Herdecker Kinder- und Jugendparlament und war dort auch Sprecherin.
Karin Striepen ist dienstältestes Mitglied im Herdecker Rat.- gestartet in den 80ern als Nachrückerin und fand sich dann im „Gruppenbild mit Dame“ – 19 Männer und eine Frau, – wieder.
Nadja Büteführ ist die erste weibliche Landtagsabgeordnete der SPD vor Ort.
Wie kann der Anteil von Frauen in der Politik erhöht werden? Eine Studie hat neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Rolle der Parteien im Aufstellungsverfahren, geschlechtsspezifische Rollenbilder als Gründe für Hindernisse im Zugang zum politischen Amt für Frauen ausgewiesen..
Erfolgsfaktor können Flexibilität z.B. bei den Sitzungsterminen, darauf wies Nadja Büteführ besonders hin, oder auch Mentoring sein.
Als Meilenstein der Gleichstellungspolitik ist u.a. das Grundgesetz Artikel 3 zu nennen, der allerdings erst Mitte der 70er zu einer Reform des Ehe- und Familienrechts führt.
Als weitere Erfolge und Notwendigkeiten wird der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, das Entgelttransparenzgesetz, und gleicher Lohn für gleiche Arbeit genannt.
Zum Thema Lohngerechtigkeit – konkret Equal Pay Day (Frauen verdienen 21% weniger als Männer, d.h. bis zu diesem Tag am 18.3. arbeiten sie quasi umsonst) – wird die Herdecker SPD am 16.3. Lohntüten in Herdecke verteilen – um auf die ungerechte Verteilung von Lohn und Gehalt bei Männern und Frauen aufmerksam zu machen.
Zum Abschluss wurde dann der Film „Suffragette“ gezeigt,. Zu den Suffragetten, eine von Emmeline Pankhurst in Großbritannien gegründete Frauenbewegung. gehörten auch Arbeiterfrauen, die festgestellt hatten, dass friedliche Proteste keinen Erfolg brachten. In ihrer Radikalisierung riskierten sie, alles zu verlieren – ihre Arbeit, ihr Heim, ihre Kinder und ihr Leben. Neben dem Wahlrecht kämpften diese Frauen für die allgemeine Gleichstellung der Frau.
Der Film zeigte die aussichtslose Lage, in der sich viele Frauen vor über 100 Jahren befanden, und bewegte die vorwiegend weiblichen Anwesenden sehr.
Seitdem/ seit der Einführung des Frauenwahlrechts ist viel passiert.
Dennoch….Die Fakten zeigen: Das Engagement für Frauenrechte ist ein langer Weg und kann und ist noch nicht zu Ende.
Martina Riezler (SPD Herdecke und Vorsitzende der ASF EN)